Den Charme des Alten nicht verloren
Main-Echo Pressespiegel

Den Charme des Alten nicht verloren

Sanierung: Das ehemalige Schulhaus in Huckelheim wird an diesem Sonntag, 14. April, mit einem Tag der offenen Tür wiedereröffnet
WESTERNGRUND  Von un­se­rem Re­dakteur­MI­CHA­EL MÜL­LEREs ist nicht das ers­te Mal, das die al­te Schu­le in Hu­ckel­heim zur Bau­s­tel­le wur­de. Ve­r­än­de­run­gen ge­hö­ren zu ih­rer Ge­schich­te. Ein neu­es Ka­pi­tel wird am 14. April auf­ge­schla­gen: Dann ist die Wie­de­r­er­öff­nung nach acht­mo­na­ti­ger Sa­nie­rungs­pha­se.
Auf alten Aufnahmen ist zu sehen, dass der heute recht mächtig wirkende Bau einst bescheidene Ausmaße hatte. In der Orts-Chronik ist der 3. November 1861 als Eröffnungstag vermerkt. Damals war das Schulhaus eingeschossig. Erste größere Änderungen folgten 21 Jahre später. Die Zahl der Schüler war in den 1880er Jahren über die 100er-Marke geklettert - der Lehrsaal war zu klein geworden.
Die nächste größere Erweiterung folgte dann 1906: Das Haus wurde aufgestockt und die zwei nach Süden ausgerichteten Zimmer unterkellert. Neben den zwei Klassenzimmern - hier wurden immer mehrere Jahrgänge gleichzeitig unterrichtet - war nun auch Platz für zwei Lehrerwohnungen. Diese zwei Wohnungen (im Ober- und im Dachgeschoss) gibt es heute noch, sie werden von der Gemeinde vermietet.
Bis ins Jahr 1996 wurde die Schule als solche genutzt. In den vergangenen Jahren war es zuvorderst der Gesangverein Germania, der mit Chor und Theatergruppe für Leben hinter den alten Mauern sorgte.
Frohe Botschaft aus Berlin
Am Gebäude nagte der Zahn der Zeit. 2018 gab es die ersten Überlegungen, wie eine Sanierung aussehen konnte. »Wir hatten konkrete Vorstellungen, mussten aber einsehen, dass die zu erwartenden Kosten nicht in unser Budget passten«, erinnert sich Bürgermeisterin Brigitte Heim im Gespräch mit unserer Redaktion.
Eine Perspektive tat sich auf, als der Bund ein Förderprogramm »für kommunale Einrichtungen« auflegte. Westerngrund reichte die Bewerbung ein. Gut vier Jahre ist es her, als aus Berlin die frohe Kunde kam: Die heimische Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz (CSU), deren Partei damals auf Bundesebene in der Regierungsverantwortung war, teilte am 11. März 2020 mit, dass der Bund die Sanierung der Alten Schule in Huckelheim mit 284.000 Euro unterstützen werde. Das, so Lindholz damals, entspreche 45 Prozent der Sanierungskosten.
Für Huckelheim, das machte Andrea Lindholz klar, sei die Nachricht eine besondere Botschaft: Das Bundesförderprogramm für kommunale Einrichtungen sei so begehrt, dass beispielsweise in Bayern nur jeder achte Antragssteller zum Zuge kommen würde. Die Dankbarkeit in Westerngrund ist ihr gewiss. Ohne die Förderzusage wäre das Projekt nicht zu stemmen gewesen, weiß Brigitte Heim, die Lindholz zur Eröffnungsfeier wird begrüßen können.
Ein Rundgang
Zwar ging vom Datum der Förderzusage noch einige Zeit bis zum Beginn der Arbeiten ins Land, doch trotz der zwischenzeitlichen immensen Kostensteigerungen für Baumaterialien sei es gelungen, im Kostenrahmen zu bleiben. »Die Bausubstanz der alten Schule ist gut. Es gab einige kleinere Überraschungen, aber keine großen Hindernisse«, berichtet Architekt Volker Naumann, der auch darauf hinweist, dass die Gemeinde mit eigenen Mitarbeitern viel geleistet habe. So werde man in der Endabrechnung bei etwa 600.000 Euro landen.
Im barrierefrei zugänglichen Erdgeschoss finden sich eine große und gut ausgestattete Küche, neue Toiletten (inklusive Behindertentoilette) und ein Übungsraum für die Germania. Der große, freigeräumte Keller hat Potenzial.
Die Holztreppe vom Erd- ins Obergeschoss konnte gerettet werden. Oben angekommen, gefällt insbesondere der ebenfalls gerettete und aufgearbeitete Holzboden in dem Raum, den die Theatergruppe beziehen wird. So ist es gelungen, trotz der modernen Zuschnitte den Charme eines alten Hauses zu erhalten
Am 14. April wird in diesem Raum eine Ausstellung zur Historie des Schulhauses zu sehen sein. Alleine für diese Ausstellung lohnt der sonntägliche Besuch.
Schläge von der Frau Lehrer
Brigitte Heim und der Arbeitskreis Heimatgeschichte haben im Gemeinde-Archiv nach Dokumenten gestöbert und Bürger aufgerufen, Klassenfotos und anderes Material für die Ausstellung bereitzustellen. Die Ausbeute war ergiebig. So findet sich unter vielen Fotos und Zeitungsberichten eine Liste zu den Kosten für die Erweiterung des Jahres 1906 - mit rund 12.000 Mark war die Sache damals bezahlt. Und es findet sich, als besonderes Schmankerl, eine wunderschöne Polizei-Notiz aus dem Jahr 1929 über eine Schlägerei im Huckelheimer Schulhaus: Eine Frau aus dem Ort und die Frau des Lehrers hätten sich eine »wirkliche Schlacht« geliefert, so heißt es in dem Bericht, wobei die Lehrersfrau wohl »zuerst zugeschlagen« habe.
Bürgermeisterin Brigitte Heim ist sich sehr sicher, dass es am Eröffnungstag im Schulhaus friedlicher zugehen wird.



08.04.2024
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