Schon seit 1990 wird im Brauhaus Barbarossa der Sudkessel geschürt. In unmittelbarer Nachbarschaft des Gastraums. Die offene Gärung können Besucher des Hauses sogar beim Eintreten durch eine Glasscheibe betrachten. So war es schon immer. Die Brauerei entstand vor 34 Jahren zusammen mit der Gaststätte. Und vom ersten Tag an floss hauseigenes Bier aus dem Zapfhahn. Regina Pabst, damals wie heute die Wirtin, hatte gleich erkannt, dass die kleine Hausbrauerei ein großes Alleinstellungsmerkmal in der regionalen Gastronomie ist und als solches das Zeug hat, Gäste anzuziehen. Und so beschäftigte sie gleich einen Lohnbrauer, der den Gerstensaft für das Lokal produzierte.
Zehn Jahre lang ging das so. Dann kam Frank Ziemen. Ein patenter Typ mit Berliner Charme und Schnauze. Der Zufall hatte den 61-Jährigen nach Schöllkrippen verschlagen. Und der Zufall wollte es wohl auch, dass er sich in die Tochter der Brauhaus-Wirtin verguckte. Bianka und Franz Ziemen wurden ein Ehepaar. So bewirtschaftet ein Trio das Brauhaus Barbarossa. Bianka und Frank Ziemen rocken die Brauerei, Regina Pabst führt die Gastwirtschaft, steht auch mit 71 Jahren noch hinter der Theke.
Brauer ist Frank Ziemen. Obwohl er bekennender Weintrinker ist. Aber mit dem Bier verbindet ihn Leidenschaft. Mit der handwerklichen Braukunst. Die hat er sich selbst beigebracht und sein Wissen in Kursen in Weihenstephan erweitert. Unterdessen ist er gar Biersommelier. Frank Ziemen, Markenzeichen Hut, ist ein Typ, der Menschen mitzunehmen versteht. Ein Reiseführer im Reich des Bieres. So sind die Bierbrau-Seminare im Brauhaus ein echter Renner. Regelmäßig werden sie angeboten.
Gerne zeigt Frank Ziemen Interesierten sein kleines Reich. Erklärt, wie Bamberger Braugerste, Hopfen aus der Hallertau und Wasser aus der Kahlquelle zu Barbarossa Hell werden. Das ist der Dauerbrenner im Brauhaus. Ein helles Märzen. Untergärig, komplett unbehandelt, hefetru?b und strohgelb. Die Naturbelassenheit ist Frank Ziemens Credo. In diesem Sinne braut er auch andere Sorten. Sechs bis sieben verschiedene im Laufe eines Jahres, wie er erklärt. Etwa Rot-, Schwarz- und Bockbier. Aber auch außergewöhnliche Kreationen wie Whisky- oder Chillibier. Und: Ein regelmäßig wechselndes Fremdbier aus einer anderen Brauerei in der Region wird ebenso angeboten.
Alle zwei Wochen, erzählt Ziemen, setzt er zwei bis drei Sude an. In der Summe würden daraus rund 450 Hektoliter Bier pro Jahr. Im Wesentlichen wird Barbarossa in der Gaststätte verkauft. Er braue aber auch Jubiläumsbiere für Gemeinden oder Hochzeitsbiere für Privatpersonen. Und: Frank Ziemen betreibt in seiner Wahlheimat Schöllkrippen den Fachhandel Franks Getränkewelt, wo das Bier in Literflaschen erhältlich ist. Von Ziemen höchstselbst im Brauhaus per Hand abgefüllt.
Frank Ziemen ist beseelt von dem Gedanken, seine Begeisterung für Bier weiterzugeben. Manchmal auch mit ungewöhnlichen Ideen. So stehen für Gäste des Lokals, die mit Hellem und Co. möglicherweise eher auf Kriegsfuß stehen, kleine Probiergläschen bereit. Ziemen: »Ich habe schon so manchen zum Biertrinken gebracht.«
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