Mit dem Traumchristbaum hätte es trotzdem nicht geklappt, denn es handelte sich um die ausgedienten Exemplare, die auf Initiative der Jungen Union (siehe Infokasten) gesammelt wurden.
Bevor sie zur Bauaushubdeponie gebracht wurden, wo sie geschreddert und dem natürlichen Kreislauf zugeführt werden sollen, haben die Bäume noch eine Mission erfüllt: Die Besitzer gaben den Sammlern insgesamt 1850 Euro Spenden für den gemeindlichen Sozialfonds. »Das ist ein Rekorderlös«, so die Bilanz von Organisator Benedikt Schmitt, Sohn von Marco Schmitt, der die Sammelaktion 1991 ins Leben gerufen hat.
Über Generationen dabei
Zunächst freuten sich die beiden, dass sie zum Start am Feuerwehrhaus in Schneppenbach 26 Helfer begrüßen konnten. Das waren, neben Bürgermeister Marc Babo (CSU) vorwiegend Jugendliche ab 14 Jahren von den Jugendfeuerwehren aus allen drei Ortsteilen sowie die Fahrer von zwei Mannschaftsbussen der Feuerwehren. Die sorgten nicht nur für die Sicherheit der Sammler auf den Hauptstraßen, sondern auch für den Transport von einem Sammelbereich zum anderen: »Auf der Ladefläche darf während der Fahrt niemand stehen«, so der Organisator bei der Einweisung.
Unter den Helfern waren einige Profis, die schon seit Jahrzehnten dabei sind und deren Kinder und Enkel die Nachfolge angetreten haben. Wie Rosemarie Klingmann, die laut Initiator von Anfang an den seinerzeit einzigen LKW fuhr und 2019 von ihrem Sohn Jörg abgelöst wurde. Klingmann fuhr am Samstag ebenso wie Hans-Jürgen Spielmann und Gebhard Bozem einen der heute drei LKW durch die Ortsstraßen, die in insgesamt vier Sammelgebiete eingeteilt waren.
Profi mit Traktor
Den mittlerweile einzigen Traktor steuerte Günther Bergmann (75) aufgrund seiner 15-jährigen Helfererfahrung so zielsicher durchs Schneppenbacher Neubaugebiet, dass er oft schon vorher wusste, wie viele Bäume an welcher Ecke zu finden waren. In diesem Jahr waren es sogar ein paar mehr: »Hier liegen sonst höchstens zwei Bäume. Heute waren es fünf!«
Insgesamt waren die meisten Bäume in den Neubaugebieten zu finden, weil im Altortbereich unter anderem viele ältere Menschen wohnen, oder dort die Bäume in den Holzöfen verbrannt werden. Auch der Sammelzeitpunkt ist entscheidend: »Wir haben mal eine Woche früher gesammelt. Da waren es weit weniger Bäume«, erinnerte sich Bergmann.
Platzprobleme
Bergmanns Enkel Dominik Seitz (26) hatte derweil auf der Ladefläche des Traktoranhängers alle Hände voll zu tun, die Christbäume platzsparend zu verstauen: »Wenn man versinkt, kommt man kaum noch raus«, sagte er schnaufend. »Jetzt wird's eng«, rief er schließlich, als am Ende der Tour die beiden rund sechs Meter hohen Bäume vom örtlichen Möbelhaus aufgeladen wurden.
Der erste aufgeladene Baum war der am Dorfgemeinschaftshaus. »Der ist so hoch, dass er die Fläche von mindestens fünf kleineren Bäumen braucht«, so Bergmann. Danach ging es weiter zur Kirchstraße, bis die erste Fuhre mit etwa 35 Bäumen voll war. Während diese zur Bauaushubdeponie gebracht wurde, trugen die übrigen Helfer aus der Gruppe die Bäume am Straßenrand zusammen. Als der Traktor zur zweiten Fuhre mit am Ende rund 50 Bäumen wieder am Eichenweg eintraf, galt es, einen Anlieferstau zu bewältigen: die Helfer standen Schlange mit Bäumen, die Dominik gekonnt auf dem Anhänger stapelte.
»Wunderbare Sache«
Wegen der Pandemie hatten die meisten die Spenden in Kuverts gesteckt und an den Bäumen befestigt. An einigen Häusern nahm Initiator Schmitt die Spende persönlich entgegen. Unter anderem von Norbert Wenzel (66), der die Aktion als »wunderbare Sache, die dazu gehört« bezeichnete.
Juliene Wegmann (42) freute sich, dass mit dem Geld Bedürftigen geholfen wird. Und obwohl gebeten wurde, die Bäume ab 9 Uhr bereitzulegen, waren ein paar spät dran: »Ich habe den Baum extra an die Tür gelegt und ihn jetzt doch fast vergessen«, sagte eine Anwohnerin, die mit nassen Haaren dem Traktor hinterlief.
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