»Ein Spiel, das jeder beherrscht«
Main-Echo Pressespiegel

»Ein Spiel, das jeder beherrscht«

Jörg Griebel: Der Organisator des Wiesener »Mensch ärgere Dich nicht«-Turniers über Gemeinschaftserlebnisse
WIESEN  Das Spiel ist über 100 Jah­re alt. »Mensch är­ge­re Dich nicht« zieht selbst in der Ära der Com­pu­ter­spie­le noch im­mer. Jörg Grie­bel, Grün­der und Or­ga­ni­sa­tor des Wie­se­ner »Mensch är­ge­re Dich nicht«-Tur­niers, spricht über den Reiz der Ein­fach­heit und das ge­mein­schafts­s­tif­ten­de Ele­ment des Tur­niers, das am Sonn­tag, 15. Ja­nuar, zum fünf­ten Mal in der Wie­se­ner Turn­hal­le über die Büh­ne geht.

In der heutigen Zeit scheinen junge Leute ja vor allem aufwendige Computerspiele zu spielen. Der Brettspielklassiker »Mensch ärgere Dich nicht« ist dagegen analog und denkbar einfach. Erreichen Sie mit dem Turnier in Wiesen auch Jugendliche und junge Erwachsene?

Jörg Griebel: Ja, durchaus. Die Einfachheit ist ja der Reiz der Sache. Es ist eine besondere Veranstaltung, die allen großen Spaß macht. Das Schöne ist: Es ist ein Spiel, das jeder kann. Man erreicht Jung und Alt. Kinder und Erwachsene treten bei uns auch gegeneinander an. Wir haben Teilnehmer jeden Alters. Die jüngsten sind drei bis vier Jahre alt, die ältesten fast 90. Mehr als etwa ein Drittel der Teilnehmer sind Kinder. Da sitzt der 87-jährige Rentner mit einem fünfjährigen Flüchtlingskind am Tisch und sie haben Spaß miteinander. Beim Turnier kommen Menschen miteinander in Kontakt, die sich sonst vielleicht nicht begegnet wären.

Das Wiesener »Mensch ärgere Dich nicht«-Turnier gibt es seit 2016. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen?

Unser ehemaliger Fußballtrainer Udo Löffler aus Feldkahl hat schon lange vor uns diese Turniere veranstaltet. Er hat uns darauf gebracht und uns in den ersten Jahren auch bei der Umsetzung unterstützt, gerade hinsichtlich der Spielregeln und dem Turnierablauf.

Wie kam es dazu, dass das Turnier unter dem Dach des Wiesener Dorfladens über die Bühne geht?

Durch die freundschaftliche Verbindung zu Udo Löffler und der Tatsache, dass ich im erweiterten Vorstandkreis tätig bin, lag es damals auf der Hand, das Turnier unter dem Dach des Sportvereins auszurichten, es reifte dann aber die Überzeugung, dass der Wiesener Dorfladen mit dem Turnier weitaus mehr Bürgerinnen und Bürger anspricht. Als Sportverein hätten wir mit unserem Vorhaben eventuell nur einen Teil der Wiesener erreicht. Eine derartige Familienveranstaltung passt besser zum Dorfladen und mir erschien die Zielgruppe deutlich breiter.

Ist Ihr Plan aufgegangen?

Ja, der Zuspruch war schon beim ersten Turnier groß. Wir haben in unserer Turnhalle die Kapazität von 35 bis 40 Tischen. Das entspricht etwa 150 Mitspielern. Doch nicht nur die kommen vorbei. Auch Leute, die nur einen Kaffee trinken oder ihrem Enkelkind zuschauen, lassen sich am Turniertag in der Turnhalle blicken. Erfreulicherweise konnten wir sogar unseren Pfarrer sowie Politikerinnen und Politiker aus der Region für unser Turnier begeistern.

Spielen nur Wiesener mit?

Größtenteils schon. In der Mehrzahl wird das Turnier schon von Einheimischen besucht, aber selbstverständlich sind alle Gäste herzlich willkommen. Wir freuen uns sehr über die Teilnahme von auswärtigen Gästen.

Kommen Erwachsene und Kinder auch gemeinsam aufs Siegertreppchen?

Nein, die Siegerehrung erfolgt getrennt: Die ersten drei Kinder erhalten einen Pokal, die ersten drei Erwachsenen bekommen Sachpreise. Das kann ein Schinken oder ein Bierkasten sein. Der letztplatzierte Erwachsene bekommt symbolisch die rote Laterne überreicht und das letztplatzierte Kind ein »Mensch ärgere Dich nicht«-Spiel »zum Üben«. Außerdem werden der älteste und der jüngste Teilnehmer sowie die älteste und jüngste Teilnehmerin mit einem kleinen Präsent bedacht. Jedes Kind bekommt nach der Siegerehrung eine kleine Aufmerksamkeit. Die Preise finanzieren wir mit der Antrittsgebühr, die von den erwachsenen Teilnehmern zu entrichten ist. Niemand sollte das Turnier zu verbissen sehen. Der Spaß steht im Mittelpunkt.

Nun wird »Mensch ärgere Dich nicht« in den Familien unterschiedlich gespielt. Gab es schon Streit bei der Regelauslegung?

Nein, wir haben ein Regelblatt und erklären auch in der Einführung kurz die Regeln. Wenn es um Detailfragen geht, etwa beim Rauskommen, empfehlen wir den Teilnehmern an den einzelnen Tischen, sich im Zweifelsfall untereinander zu einigen. Bei Fragen steht die Turnierleitung zur Verfügung und entscheidet dann nach den geltenden Regeln.

Spielen Sie selbst gerne »Mensch ärgere Dich nicht«?

Eine besondere Beziehung zu dem Spiel habe ich eigentlich nicht. Ich selbst habe es - wie wohl die meisten - vor allem als Kind und natürlich auch mit meinen Kindern gespielt.

Wie lange wird bei dem Turnier gespielt?

Es werden zwei Runden gespielt, die jeweils etwa eine Stunde dauern. Auch haben wir einen Glücksfaktor eingebaut. Zwischen den beiden Runden gibt es eine Pause und nach beiden gespielten Runden wird einmal gewürfelt. Die gewürfelten Punkte werden dem Spielergebnis hinzu addiert. Inklusive Pause und Auswertung erfolgt nach etwa drei Stunden die Siegerehrung.

Haben viele bedauert, dass das Turnier wegen der Pandemie nicht stattfinden konnte?

Der eine oder andere hat es schon bedauert. Aber es ging ja nicht anders. Auch gab es wahrlich wichtigere Veranstaltungen, die coronabedingt nicht stattfinden konnten, ich denke da in erster Linie an unsere beliebte Wiesener Kirb.

b»Mensch ärgere Dich nicht«-Turnier am Sonntag, 15. Januar, 14 Uhr in der Turnhalle Wiesen. Es gibt noch ein paar freie Plätze. Anmeldung im Dorfladen Wiesen oder per Mail: dl-wiesen@t-online.de

Hintergrund: Mensch ärgere Dich nicht

»Mensch ärgere Dich nicht« gilt als Klassiker unter den deutschen Brettspielen. Dabei ist das 1907/1908 von Josef Friedrich Schmidt erfundene Spiel ein Abkömmling des indischen Pachisi und des englischen Ludo. Das erste Spiel erschien 1910 und ging 1914 in Serie. Bis 2011 wurden mehr als 90 Millionen Exemplare des Spiels verkauft. Jährlich gehen etwa 100.000 Spiele über die Ladentheke. Es wird nicht nur in Familien und Bekanntenkreisen gespielt. Wie in Wiesen gab und gibt es vielerorts regionale Turniere, etwa in Feldkahl und Kreuzwertheim. Einige dieser Turniere sind sogar offiziell: So gibt es in sieben Bundesländern Mensch-ärgere-Dich-nicht-Landesmeisterschaften. Eine Deutsche Meisterschaft wurde von 2007 bis 2019 ausgetragen. Die nächste ist in diesem Januar geplant. Weltmeisterschaftsturniere gab es bislang von 2010 bis 2018 und 2022.

03.01.2023
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