Nach Sturm Bernd: Chance durch Neuanpflanzungen in Westerngrund
Main-Echo Pressespiegel

Nach Sturm Bernd: Chance durch Neuanpflanzungen in Westerngrund

Wald: Schäden durch Sturm Bernd in Westerngrund inzwischen weitgehend beseitigt
Westerngrund  Die Ge­mein­de Wes­tern­grund be­sitzt rund 40 Hektar Wald. Nor­ma­ler­wei­se wer­den im Jahr dar­aus rund 200 Fest­me­ter Holz ge­schla­gen und ver­kauft. Doch im ver­gan­ge­nen Jahr war es die sechs­fa­che Men­ge, rund 1200 Fest­me­ter. Al­les Fol­ge von Sturm Bernd, der am 15. Au­gust 2019 im Kahl­grund ge­tobt hat­te. Denn der Sturm hat nicht nur zahl­rei­che Bäu­me um­ge­stürzt, son­dern der Ha­gel hat da­mals auch die Rin­de vie­ler ste­hen­ge­b­lie­be­ner Bäu­me be­schä­d­igt.

Die Folge: Parasiten wie der Borkenkäfer oder der Diplodia-Pilz konnten eindringen und die Bäume zerstören. Dies wurde erst nach und nach sichtbar, zumal die vergangenen heißen und trockenen Sommer die Schäden noch verstärkten. Speziell die Kiefern und Fichten hat es dabei schwer erwischt.

Um die Schädlinge zu bekämpfen, hilft nur Abholzen und neue, resistentere Arten pflanzen, so Förster Matthias Fellhauer vom Forstrevier Vormwald. Da die Holzpreise derzeit im Keller sind, bedeutet das für die Gemeinde ein Verlust. Förster Fellhauer hofft noch auf eine schwarze Null, eventuell sogar ein kleines Plus, da sich die Holzpreise inzwischen wieder etwas erholt haben.

Allerdings bedeutet die jetzt geschlagene Holzmenge, dass in den kommenden Jahren weniger Bäume gefällt und verkauft werden können, um - über 20 Jahre gerechnet - wieder auf den Mittelwert von 200 Festmetern pro Jahr zu kommen. Denn sicherlich werde Bernd nicht der letzte Sturm bleiben. Und wegen der Klimaerwärmung sind die Schädlinge auf dem Vormarsch.

Im Gemeindewald sind alle geschädigten Bäume inzwischen beseitigt worden. Es gibt jedoch auch noch Wald im Privatbesitz, bei dem das noch nicht der Fall ist. Die Westerngründer Bürgermeisterin Brigitte Heim (Wählergemeinschaft WIR) weist darauf hin, dass die privaten Waldbesitzer dazu verpflichtet sind, ihre Bäume zu begutachten und vom Borkenkäfer befallene Bäume sofort zu beseitigen.

Revierförster Matthias Fellhauer sieht in den Sturmfolgen jedoch auch eine Chance, den schon lange geplanten Umbau der Wälder zu beschleunigen. Denn Kiefer und Fichte sind eigentlich keine heimischen Gewächse. Sie stammen aus Skandinavien und werden im Spessart erst seit rund 300 Jahren zur schnellen Holzgewinnung angepflanzt. Das gemäßigtere Klima hier hat ihr Wachstum gefördert, mit der Klimaerwärmung kommen sie allerdings nur schlecht zurecht.

Daher wurde bei der Wiederaufforstung der vom Sturm betroffenen Gebiete, die inzwischen abgeschlossen ist, vor allem auf Laubbäume gesetzt. Auf 0,6 Hektar wurden dabei möglichst viele verschiedene Arten gepflanzt, um das Risiko zu streuen. Denn in der Forstwirtschaft, die ja 100 Jahre im voraus planen muss, sei es sehr schwierig, abzuschätzen, welche Bäume in diesem Zeitraum am besten mit dem Klimawandel zurecht kommen, so Fellhauer.

Daher hat Fellhauer auch Baumarten pflanzen lassen, die in unseren Breiten bislang eigentlich nicht vorkommen, wie den Baumhasel oder die Esskastanie. Für die Neuanpflanzungen gab es öffentliche Zuschüsse. Ein Teil der neu angepflanzten Wälder wurde eingezäunt, um sie vor Wildverbiss zu schützen.

18.01.2021
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