Öffentliche Gebäude mit Defibrillatoren ausstatten
Main-Echo Pressespiegel

Öffentliche Gebäude mit Defibrillatoren ausstatten

Marktgemeinderat: Schöllkrippen legt die ersten drei Standorte fest und sucht Sponsoren für die Geräte
SCHÖLLKRIPPEN 

Unter dem Leitmotiv »Herzsicheres Schöllkrippen« will die Marktgemeinde in Zusammenarbeit mit dem Verein »Bürger retten Leben« (BrL) einige ihrer öffentlichen Gebäude mit für Jedermann zugänglichen Defibrillatoren ausstatten. Da ein Defibrillator in einer klimatisierten Außenbox im Freien angebracht werde, seien Standorte mit Stromanschluss notwendig, hieß es am Montagabend im Marktgemeinderat. Losgehen soll es mit den ersten drei am Rathaus in Schöllkrippen, am Dorfgemeinschaftshaus in Schneppenbach und am Dorfladen in Hofstädten.

Überdies beschloss der Gemeinderat einstimmig, Sponsoren und Spender zu suchen, die die Anschaffung der jeweils etwa 2500 Euro teuren Geräte (inklusive 600 Euro für die Außenbox) mitfinanzieren.

Täglich 500 Todesfälle

Wie wichtig ein Defibrillator sein kann, verdeutlichte BrL-Vorsitzender Jochen Müller: »Jeden Tag sterben in Deutschland 500 Menschen am Herzkammerflimmern«, sagte er. Diesem plötzlichen Herztod, wie das Kammerflimmern auch bezeichnet wird, fallen demnach jährlich insgesamt 150 000 Menschen zum Opfer. Betroffen sein könne jeder - gleich welchen Alters, Geschlechts oder Gesundheitszustands. Eine gezielte Vorsorgemöglichkeit gebe es nicht.

Die meisten Geräte seien nur für bestimmte Personen zugänglich. Bürgermeister Marc Babo (CSU) bestätigte, dass es bereits mehrere Defibrillatoren in Schöllkrippen gebe, aber nur der an der Sparkasse öffentlich sei. Der Verein ist laut Müller davon überzeugt, dass viele Menschen gerettet werden könnten, wenn eine gute Versorgung mit frei zugänglichen Defibrillatoren gewährleistet wäre. Für den Aufbau eines flächendeckenden Netzes werden alle Standorte registriert, so dass Helfer im Notfall über »Citizens save lives« (CISALI, auch als App) schnellstmöglich das nächstgelegene Gerät finden können. »Auch über das Handy sollen Notrufe möglich sein«, erklärte der Vorsitzende.

Zudem informiere der Verein die Bürger, fördere Kurse und Schulungen (außer Erste-Hilfe-Kurse) und unterstütze Schulen in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Kultusministerium. An die Haushalte in Schöllkrippen sollen später Broschüren mit Informationen über die Standorte sowie Anleitungen verteilt werden.

Austausch nach jedem Einsatz

Laut Müller gibt es 16 Defibrillatoren-Hersteller. Die Geräte seien in der Grundfunktion gleich; lediglich die Zusatzfunktionen seien unterschiedlich. In der Regel seien sie wartungsfrei; einmal in der Woche überprüfe sich jedes Gerät selbst. Die Garantie gelte jeweils für acht Jahre. Die Akkus würden dennoch meist nach vier Jahren ausgetauscht. Nach jedem Einsatz werde ein Gerät ausgetauscht und dessen Daten in Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung ausgelesen.

Auf Nachfrage von Silvia Röhrig (FW) erklärte Müller, dass Außenboxen auch nachträglich für bereits vorhandene Defibrillatoren angeschafft werden könnten. Vandalismus, den Theo Grünewald (Grüne) an frei zugänglichen Geräten befürchtete, gebe es kaum: »Mir sind bislang nur zwei Fälle bekannt«, so Müller.

03.06.2021
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